Eine Kontaktbörse der besonderen Art

„Glücksgefühle“ vermittelt Menschen in Partner- und Freundschaften

Wertheim/Bad Mergentheim. Rund 310000 Personen haben in Deutschland 2020 täglich Partnerbörsen im Internet genutzt. Darunter dürften nicht wenige Menschen mit Behinderung gewesen sein. Doch „gerade dieser Personenkreis stößt bei den gängigen Singlebörsen häufig auf Probleme“, erklärt Christoph Mahler, Bereichsleiter der Johannes-Diakonie. Diese Erfahrung haben Mahler und Anna-Lena Brune von den Offenen Hilfen der Johannes-Diakonie häufig gemacht: Viele ihrer Klient*innen wünschen sich eine Beziehung oder auch einfach Kontakte und Freundschaften. Doch Menschen mit Behinderung, die übers Web Kontakte knüpfen oder Beziehungen eingehen möchten, erfahren auf üblichen Plattformen oft Ablehnung. Hinzu kommt das finanzielle Risiko, denn: „Die Anmeldung ist nicht selten mit hohen Beiträgen verbunden, die unsere Klient*innen schnell in finanzielle Probleme bringen.“

Die Lösung haben Christoph Mahler und Anna-Lena Brune gemeinsam entwickelt: eine Kontaktbörse, die die speziellen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung berücksichtigt. Dabei wurden sie von einem ähnlichen Projekt im nahegelegenen Würzburg inspiriert, das einige Bewohner*innen aus Wertheim besucht hatten. „Glücksgefühle“ soll der Treffpunkt unter dem Dach der Johannes-Diakonie heißen. Eine dazugehörige Online-Plattform ist schon in Entwicklung. „Die Corona-Pandemie viele Menschen dazu gebracht, für die Partnersuche digitale Kanäle zu nutzen“, erklärt Mahler. Zugleich erweitert das Web den Aktionsradius von „Glücksgefühle“.

Die Website bildet zwar eine wichtige Anlaufstelle für Suchende. Doch die eigentliche Vermittlung soll persönlich und zusammen mit Johannes-Diakonie-Mitarbeitenden erfolgen. „Auf die Anmeldung bei uns folgt ein persönliches Gespräch, bei dem wir Interessen und Wünsche erfragen“, erklärt Brune, die schon mehrere Fortbildungen zum Thema besucht hat. „Dann schauen wir, wie sich die Kontaktaufnahme gestalten lässt.“ Vermittelte Zweier-Treffen seien ebenso möglich wie Veranstaltungen oder Kurse, bei denen sich die Teilnehmenden zwanglos kennenlernen können. Zum Angebot gehören auch Informationen und Beratung zu Themen wie Freundschaft, Beziehung und Sexualität. Fachliche pädagogische Begleitung ist ein Markenzeichen von „Glücksgefühle“, denn „viele Menschen mit Behinderung brauchen und wünschen sich Assistenz bei so komplexen Themen wie Beziehung und Freundschaft“, sagt Brune. Zum Team von „Glücksgefühle“ gehört neben Mahler und Brune auch Offene-Hilfen-Mitarbeiterin Mélina Fries. Somit ist gesichert, dass stets Ansprechpartner zur Verfügung stehen – und zwar gemischtgeschlechtlich, falls gezielt Beratung durch einen Mann oder eine Frau gewünscht wird.

Die Vermittlung hat bereits begonnen, berichtet Christoph Mahler. „Unsere Idee ist schon mit dem Projektstart auf großes Interesse gestoßen, und wir haben bereits einige interessierte Klienten.“ Interessierte können Mahler und seine Kolleginnen schon jetzt kontaktieren – und vielleicht bald Glücksgefühle erleben.